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Amin Kannich hat den Abiturpreis der Evangelischen Kirche im Rheinland erhalten. Der muslimische Schüler von Pfarrerin Antje Maurer hat das Abi diesen Sommer am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bad Godesberg gemacht. Er hatte Evangelische Religion als viertes, mündliches Abiturfach.

An „Reli“ hat Amin Kannich besonders gefallen, dass der Unterricht viel Raum für Austausch und Vielfalt gelassen habe. „Es saßen Christen, Muslime und Atheisten gemeinsam in einem Raum, was den Unterricht und religiöse Erkenntnisse jedoch nicht gestört, sondern vielmehr gefördert hat.“ Die Schüler:innen hätten oft Gemeinsamkeiten innerhalb ihrer Ansichten gefunden, aber auch die Unterschiede seien für alle lehrreich gewesen.

Sein anfängliches Unwissen über den evangelischen Glauben habe ihn in der Oberstufe nicht eingeschränkt hat. „Es war sogar eher von Vorteil, da ich mit einer offenen Perspektive in den Unterricht starten konnte und ich mein Verständnis über die Religion dabei selbst entwickeln konnte.“ Hinzu komme, dass viele Themen des Unterrichts auch philosophisch oder für das Allgemeinwissen von Vorteil waren. Er habe beispielsweise im Unterricht enorm viel über die Kirche im Nationalsozialismus gelernt. „Mehr als man normalerweise im Geschichtsunterricht lernen würde und hatte sehr viel Spaß daran.“

Muslim zu sein habe weder ihn, noch die anderen muslimischen Mitschüler.innen davon abgehalten, evangelischen Religionsunterricht zu wählen. „Ich fand es sogar sehr wichtig, mehr über das Christentum zu lernen, denn man kann sich ja kaum ein Bild über den persönlichen Glauben machen, wenn man nur eine Glaubensrichtung kennt.“ Seine beiden Schwestern hatten auch in der Oberstufe Religionsunterricht bei Pfarrerin Maurer als Abiturfach und hätten nur positives darüber berichtet. Somit habe er sich dann für dieses Fach zu Beginn der Einführungsphase entschieden. „Da ich die Inhaltsfelder des Unterrichts und die Aufgabentypen in den Klausuren immer wieder aufs Neue sehr ansprechend und lehrreich fand, lag die Wahl meines vierten Abiturfachs quasi auf der Hand.“

Pfarrerin Antje Maurer ist nicht nur stolz auf ihren Schüler. Sie betont, dass Evangelischer Religionsunterricht grundsätzlich offen ist für alle Schüler:innen, unabhängig ihrer Religion, Konfession oder sonstigen Orientierung. „Nicht nur meine muslimischen Schüler:innen in der Q2 haben im Evangelischen Religionsunterricht viel gelernt, sondern ich auch viel von ihnen.“ Der Unterricht habe intensiv der Verständigungen der Religionen untereinander gedient und geholfen, Wertschätzung für die jeweils andere Religion aufzubauen. Und die ist immerhin so groß gewesen, dass Amin und eine weitere muslimische Schülerin sehr erfolgreich ihre „evangelische“ Abiturprüfung absolviert haben.

Amin Kannich hat als Preis eine Urkunde und einem Büchergutschein bekommen. Im Oktober beginnt er ein Medizinstudium an der Uni Bonn an. „So kann ich mir nach zwölf anstrengenden, wunderschönen Jahren Schule bald hoffentlich meinen Kindheitstraum erfüllen als Arzt.“

Mit ihrem Abiturpreis würdigt die Evangelische Kirche im Rheinland seit 2019 hervorragende Prüfungsleistungen im Fach Evangelische Religion. Damit soll die Bedeutung des Unterrichtsfachs Evangelische Religion unterstrichen und das Interesse junger Menschen an religiösen und ethischen Fragen gefördert werden. Nominiert werden können Schülerinnen und Schüler, die in der schriftlichen oder mündlichen Abiturprüfung 14 oder 15 Punkte erreicht haben.

Uta Garbisch